Poetischer Jahresreigen berührt Publikum – Kästner-Abend im Kulturraum St. Gereon begeistert
Forchheim, 19. Mai 2025 – Ein Abend voller Poesie, feinsinniger Musik und tiefgründiger Reflexion über das Leben, die Zeit und den Menschen: Rund 100 Gäste erlebten am vergangenen Wochenende im Kulturraum St. Gereon eine außergewöhnliche Hommage an Erich Kästner.
Das Künstlerduo Julia Boegershausen und Benedikt ter Braak interpretierte den Gedichtzyklus „Die 13 Monate“ auf hohem Niveau und mit großer emotionaler Tiefe – und begeisterte das Publikum mit einem eindrucksvollen Wechselspiel aus Gesang, Schauspiel und biografischen
Momenten. „Es war ein Abend, der nachhallt“, zeigte sich Landrat Dr. Hermann Ulm bewegt. „Kästners Texte, die uns mit ihrem scharfsinnigen Blick auf die Welt, auf den Menschen und auf die Zeit konfrontieren, wurden durch die Interpretation von Julia Boegershausen mit einer Intensität
zum Leben erweckt, die wirklich unter die Haut geht. Kultur auf diesem Niveau ist ein Geschenk für unseren Landkreis.“
Kulturreferentin Marion Rossa-Schuster betonte die Aktualität des Programms: „Kästners Sprache ist klar, manchmal zärtlich, manchmal bissig – und dabei immer von großer Menschlichkeit geprägt. Das Duo hat es geschafft, seine Lyrik neu erlebbar zu machen. Es war ein Abend, der Herz und Verstand gleichermaßen berührt hat. Genau solche Veranstaltungen machen die Veranstaltungen des Kuratoriums zu etwas ganz Besonderem.“
Boegershausen, deren Gesang stark vom französischen Chanson inspiriert ist, interpretierte die Gedichte mit feiner Ironie, großer stimmlicher Bandbreite und stets mit einem Gespür für Kästners melancholischen Humor. Benedikt ter Braak begleitete sie einfühlsam am Klavier
– mal verspielt, mal streng, stets auf den Punkt. Zwischen den einzelnen Monaten des Gedichtzyklus´ „Die 13 Monate“ präsentierte Boegershausen
Zitate und Episoden aus Kästners Leben, die die politischen, persönlichen und künstlerischen Facetten des Autors eindrucksvoll beleuchteten – von der Bücherverbrennung 1933 bis zu seiner Rolle als Mahner in der Nachkriegszeit.
Die thematische Tiefe und dramaturgische Stringenz machten den Abend zu einer eindrucksvollen literarisch-musikalischen Zeitreise. Das Publikum bedankte sich mit begeistertem Applaus und Bravo-Rufen – und ließ durchblicken, dass es gerne mehr hören würde von diesem
ebenso klugen wie sinnlichen Programm. Rossa-Schuster zeigte sich begeistert: „Ich bin sicher, dass wir Julia Boegershausen und Benedikt
ter Braak sicher erneut im Rahmen einer Kuratoriums-Veranstaltung erleben dürfen. Der dreizehnte Monat, von dem Kästner träumt, steht symbolisch für das, was Kultur leisten kann: neue Räume schaffen, in denen man denken, fühlen und hoffen darf.“
Am Freitag war ich mit Freund Karsten in Görlitz. Im überfüllten Trilex bei charmanten Ansagen („Bitte steigen Sie nicht mehr ein. Der Zug ist überfüllt. Nehmen Sie die nächste Verbindung. Fahrräder und Kinderwagen bleiben draußen.“ Die armen Mamis.) düsten wir zu einem Chansonabend der Extraklasse. Kurt Weill - Musike wurde gegeben. Die spannungsreiche und farbige Musikerliebe zwischen Kurt und seiner Madame Lotte Lenya. Julia sang und spielte sich facettenreich durch Weills Musik, wobei sie gekonnt in die Rolle von Lotte schlüpfte. Und am Klavier und auch per Spiel wunderbar gelassen begleitet von Björn, der immer wieder als Kurt den Gegenpart gab. So wurden nicht nur Weills Lieder gesungen, sondern zwischen der Musik humorvoll von deren außergewöhnlichen Liebe (beide waren miteinander zweimal verheiratet) berichtet. Ein tolles musikalisches Zeitzeugnis für all jene die die zwanziger bis vierziger Jahre mögen. Danke an die beiden begnadeten Musiker Julia und Björn. Es wurde nie langweilig, die Spannungsbögen wurden dezent gesetzt und das Publikum war es sehr zufrieden. Auf weitere Programme kann ich mich nur freuen.
Francis Mohr, 17.09.2023
"Die Tränen von gestern Abend" - von Francis Mohr - 08.05.2022
Dass Görlitz nimmer Provinz sein kann, bewiesen am 5.5.22 die Görlitzer Julia Boegershausen & Björn Bewerich für einen literarischen Chanson-Abend der Extraklasse in der Alten Feuerwache in Dresden (zur neuen Reihe METRUM). Für mich war es eine spontane Entscheidung, einen rauen Arbeitstag ausklingen zu lassen und zu einem Gläschen Wein mit guten Freunden Chanson und Piano zu genießen. Von der kleinen Freilicht-Bühne schwebten Lieder der 20- und 30-er Jahre des letzten Jahrhunderts zum Publikum. Chansons die 100 Jahre überlebten und nicht an der beliebigen musikalischen Wirklichkeit der Neuzeit scheitern können. Von Kurt-Weill, Erich-Kästner, Tucholsky, Claire Waldoff, jiddische Lieder aus den ehemaligen Schtetln des Ostens, aus Litauen. Julia B. singt nicht nur, sondern sie inszeniert kraftvoll und sensibel zugleich die Texte. Nie depressiv, eher dezent melancholisch, wie es manches Lied verlangt. Dabei ist ihr Björn B. nicht nur der Begleiter am Piano, sondern er ist Teil dieser Dramaturgie, in der sich beide ergänzen und ohne den anderen nur lose Hälften wären. Unterhaltsam und ernst zugleich. Hoch professionell. Ein Geheim-Tipp - so würde der Sachse sagen. Dieser Abend war eine Aufwertung für den Dresdner Kulturbetrieb. Beehrt uns bald wieder. Wir brauchen Euch! A groysn dank!
Julia Boegershausen (Gesang) und Björn Bewerich (Piano) präsentierten Ihr Programm „Lebenslieder“. Ein Programm welches sich der Musik und Kultur aus den 1920/1930er Jahren widmet, mit Texten und Menschen, welche zum Teil verschwanden, verschwinden mussten oder gar vernichtet wurden. Sie erinnerten dabei u.a. an Claire Waldoff, Erich Kästner, Mordechaj Gebirtig, Rose Ausländer, Kurt Weill, Bertold Brecht und Alexander Steinbrecher.
Einfühlsam vorgetragen, eroberten die beiden Künstler im Nu die Aufmerksamkeit der Zuhörenden. Die Liedauswahl geschah mit Bedacht und spannte einen großen Bogen, über das Weltgeschehen bis hin zu angeblichen Kleinigkeiten oder die Liebe. Dass dabei viele der Texte bereits vor einhundert Jahren entstanden sind merkte man ihnen nicht an. Viele überraschten vielmehr mit einer erschreckenden Aktualität. Stellvertretend sei hier das Lied „Die Welt ist klein geworden“ von Curt Bry und Fred Endrikat genannt. Es war ein nachdenklicher, aber auch heiterer und vor allem hoch aktueller Blick zurück (nach vorn). Julia Boegershausen präsentierte die Lieder dabei mal leicht und beschwingt, mal eindringlich und fordernd und stets mit großer Empathie für die Menschen, welche hinter den Liedern standen. Björn Bewerich am E-Piano ist dabei mehr als „nur“ die musikalische Begleitung. Er setzt Akzente, versprüht Atmosphäre und interagiert mit Boegershausen entsprechend der Handlung der Liedtexte. Dass es sich hierbei auch nicht nur um ein pures Musikprogramm handelte, wurde auch durch die einleitenden Worte im Vorfeld eines jeden Liedes durch Julia Boegershausen deutlich. Sie nahm die Gäste mit auf eine Reise „zurück“. Das Publikum wusste das Engagement der beiden Künstler zu schätzen und lauschten gebannt den beiden Künstler, gefolgt von einem warmen, herzlichen Applaus."
Patrick Weißig, Politische Bildung; 13.12.22